Björn Lakenmacher, MdL

Erste Konsequenzen nach Übergriffen

DRK setzt neue Heimleitung in Potsdamer Flüchtlingsheim ein

Die Vorwürfe wiegen schwer: Ein DRK-Mitarbeiter soll weibliche Flüchtlinge sexuell belästigt, die Heimleitung die Vorkommnisse verschwiegen haben. Nun hat das Deutsche Rote Kreuz reagiert und eine neue Heimleitung in der Potsdamer Erstaufnahmeeinrichtung eingesetzt.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zieht erste Konsequenzen aus den Vorwürfen von Mitarbeitern eines Potsdamer Flüchtlingsheims unter anderem zu sexuellen Übergriffen auf Flüchtlinge. Wie die in Potsdam erscheinende "Märkische Allgemeine" (Donnerstagausgabe) berichtet, soll eine für die Erstaufnahmestelle in Wünsdorf (Landkreis Teltow-Fläming) vorgesehene Führungskraft den Posten in Potsdam bis auf weiteres übernehmen. Mehr zum Thema Ein Mitarbeiter trägt eine Jacke mit dem Logo des Deutschen Roten Kreuzes (Quelle: imago/Eibner) Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe - Verdacht: Sexueller Missbrauch im DRK-Flüchtlingsheim Ein Mitarbeiter des DRK-Flüchtlingsheims in Potsdam soll weibliche Flüchtlinge sexuell belästigt haben - und die Heimleitung habe das vertuscht. Diesen Vorwurf erheben Mitarbeiter des Heimes. Das Deutsche Rote Kreuz nimmt die Vorwürfe sehr ernst und hat die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Das Innenministerium drängt auf schnelle Aufklärung. Mitarbeiter bestätigen Anschuldigungen Das solle Ruhe in die Einrichtung bringen, sagte eine Sprecherin des DRK-Landesverbands der Zeitung. Die beiden Beschuldigten, ein Mitarbeiter und der bisherige Leiter, sollen dem Bericht zufolge bis Donnerstagabend Stellung beziehen. Zudem habe es Mitarbeitergespräche in Anwesenheit von Personalratsmitgliedern gegeben, in denen "etliche Mitarbeiter" erklärt hätten, die Anschuldigungen träfen zu. In den kommenden Tagen sollen die Mitarbeiter nun in Einzelgesprächen detailliert befragt werden. Die Belegschaft hatte in einem anonymen Schreiben an das DRK als Träger der Einrichtung einem Mitarbeiter "wiederholt sexuelle Handlungen mit weiblichen Schutzbefohlenen" vorgeworfen und die Heimleitung beschuldigt, die Vorkommnisse zu vertuschen. Auch werde es geduldet, dass Arbeitskollegen "sexuell belästigt" und verhöhnt würden, hieß es in dem Brief. Zudem prangerten die Mitarbeiter mangelnde Hygiene- und Seuchenvorsorge an und äußerten Kritik an Sicherheitsstandards. CDU und Grüne verlangen Aufklärung Die innenpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Ursula Nonnemacher, hatte vom Innenministerium in Potsdam Aufklärung "mit höchster Priorität" verlangt. Sexuelle Übergriffe seien "absolut inakzeptabel", sagte Nonnemacher und erneuerte ihre Forderung nach einer Anlaufstelle für gewaltbedrohte Frauen und Kinder in den Flüchtlingsheimen. Auch CDU-Innenexperte Björn Lakenmacher hatte eine "schonungslose Aufklärung" und die Schaffung von besseren Kontrollmechanismen gefordert. Der DRK-Landesverband als Erstaufnahme-Träger war bereits im Winter wegen der möglichen Vergewaltigung einer Kenianerin durch drei Flüchtlinge im Heim Unterschleuse bei Eisenhüttenstadt in die Schlagzeilen geraten. Ein Dolmetscher soll außerdem mehrere freiwillige Helferinnen sexuell genötigt und beleidigt haben. Das DRK hatte damals Fehler und organisatorische Missstände eingeräumt und Abhilfe versprochen.