Björn Lakenmacher, MdL

Fahrraddiebstahl in Brandenburg

Südlich von Berlin muss man um Fahrräder zittern

Die Zahl der Fahrraddiebstähle im Land ist weiter hoch. Nach einer aktuellen Übersicht wird ein Nord-Süd-Gefälle deutlich. Während in der Lausitz an der Grenze zu Polen, aber auch im Süden von Berlin die Zahl entwendeter Räder besondern hoch ist, ist sie im Norden niedrig. Das Innenministerium geht in den meisten Fällen von Bandenkriminalität, vor allem aus Osteuropa, aus.
Für jeden Fahrradfahrer löst dieser Moment besonderen Ärger aus: Man möchte zur Arbeit fahren oder nach Hause, doch das Rad ist weg – geklaut. In Brandenburg ist die Zahl der Diebstähle von Fahrrädern weiter hoch. Nach einer aktuellen Statistik aus dem Potsdamer Innenministerium gibt es im Land ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Während in der Lausitz und südlich von Berlin besonders viele Fahrräder unfreiwillig ihre Besitzer wechseln, ist der Fahrradklau im Norden des Landes kein großes Thema. Landesweit wurden im vorigen Jahr 14 127 Fahrraddiebstähle der Polizei gemeldet. Das sind etwa so viele wie im Jahr davor und leicht weniger als in den Jahren 2013/2014. Fahrraddiebstähle seien im Land „ein ernsthaftes Problem“, teilte Innenminister Klar-Heinz Schröter (SPD) in einer parlamentarischen Antwort auf eine Anfrage der CDU mit. Das Ausmaß lasse auch auf Bandenkriminalität aus Osteuropa schließen, heißt es weiter. Die Polizei konnte in ihren Ermittlungen ein arbeitsteiliges Vorgehen analog zu Autodiebstählen nachweisen: Es gab Auftraggeber, Diebe und Transporteure. Ermittelt wurde unter anderem gegen eine Gruppe von 31 Tatverdächtigen aus dem polnischen Białograd. Nirgendwo ist die kriminelle Energie in Brandenburg rund ums Rad danach größer als in Forst in Spree-Neiße. Bei der Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner liegt die Lausitz-Stadt an der polnischen Grenze mit 3372 weit vor den anderen Städten im Land. Der Landesdurchschnitt beträgt 570. In absoluten Zahlen wurden in Forst im vorigen Jahr 633 Räder gestohlen. Hochburgen des Diebstahls im Süden des Landes sind auch Cottbus und Guben (beide Spree-Neiße) sowie Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). Bemerkenswert hohe Diebstahlszahlen weisen auch Eichwalde (Dahme-Spreewald), die Kreisstadt Rathenow (Havelland) und die Landeshauptstadt Potsdam auf. Dort gab es im vorigen Jahr 1836 gemeldete Fahrraddiebstähle – der Spitzenwert bei den absoluten Zahlen, vor Cottbus (1508). Mit Blick auf die große Bandbreite der Kriminalität ist Fahrradklau kein Hauptschwerpunkt der Polizei, heißt es in der Antwort weiter. Es werde aber bei der grenzüberschreitenden Kriminalitätsbekämpfung berücksichtigt. Die Polizei empfiehlt eine kostenlose Fahrradcodierung. Das ist eine Kennzeichnung des Rads mit einem alphanumerischen Code. Der Schaden durch Diebstähle ist noch einmal kräftig gestiegen. Er belief sich im vorigen Jahr auf 7,1 Millionen Euro. Das sind rund zwei Millionen Euro mehr als noch 2010 – bei annähernd gleichen Fallzahlen von rund 14 000 Diebstählen. Aus Sicht des CDU-Innenpolitikers Björn Lakenmacher lässt das den Schluss zu, dass organisierte Fahrraddiebe offenbar ganz gezielt hochwertige Fahrräder entwenden. Zwei Drittel der Schadenssumme sei im Süden und Westen des Landes aufgelaufen. Fahrraddiebstahl werde vor allem durch gut organisierte, grenzüberschreitend agierende Tätergruppierungen meist aus Osteuropa begangen, betonte Lakenmacher. Dagegen würden keine Fahrradcodierungen als Mittel der Abschreckung helfen, glaubt der CDU-Politiker, der die parlamentarische Anfrage gestellt hatte. Wer feststellt, dass sein Rad weg ist, sollte den Diebstahl bei der Polizei anzeigen. Die Hoffnung allerdings, dass das Rad wieder gefunden wird, ist in den allermeisten Fällen vergeblich. Die Aufklärungsquote liegt landesweit bei 11,8 Prozent und ist zu 2015 (13,5 Prozent) leicht gesunken. Das heißt im Umkehrschluss: Etwa neun von zehn gestohlenen Rädern bleiben für immer verschwunden.