Björn Lakenmacher, MdL

Potsdam lehnt Feuerwehr-Antrag ab / CDU-Abgeordneter kritisiert Entscheidung / Gefahrenpotenzial im Nordkreis fast auf Großstadt-Niveau

Sicherheit: Kein Stützpunkt für Schönefeld

Das Landesinnenministerium hat den bereits aus dem Jahr 2008 stammenden Antrag der Gemeinde Schönefeld auf Einrichtung einer Stützpunkt-Feuerwehr abgelehnt. Das teilte der Bürgermeister der Flughafengemeinde, Udo Haase, jetzt mit.

Zur Begründung verwies das Ministerium auf den Zweck dieser speziellen Wehren. Sie sollten die Einsatzbereitschaft in strukturschwachen Gebieten sichern sowie über den örtlichen Bereich hinaus tätig werden. Die Schönefelder Truppe habe jedoch im vergangenen Jahr ihre eigene Tageseinsatzbereitschaft als kritisch eingeschätzt, erinnert das Ablehnungsschreiben. Außerdem gebe es in ihrer Nachbarschaft nicht weniger als fünf Stützpunkt-Wehren.

Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Björn Lakenmacher

Bürgermeister Haase kann mit dem Nein aus Potsdam leben. „Der Verweis auf die Schwierigkeit, am Tage genügend Einsatzkräfte herbeizuholen, ist berechtigt“, erkennt er an. Trotzdem kommen auf seine Feuerwehrleute mit den parallel zum Flughafenausbau entstehenden Landstraßen, Autobahnen und Schienenwegen anspruchsvolle Aufgaben zu. In einer 180 Seiten starken Analyse hatte sie Wehrchef Udo Schukat kürzlich umrissen. Haase zielt darauf, das Problem mit einer gewissen Anzahl hauptamtlich eingestellter Kollegen zu lösen, die die Freiwilligen unterstützen.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Lakenmacher sieht die Lage weitaus kritischer. „Wer, wenn nicht Schönefeld, hat diese Einstufung nötig“, fragt er und gibt faktisch gleich die Antwort: „Die rund um den Flughafen wachsende Infrastruktur spricht doch für sich.“ Schließlich kann, wer zum Stützpunkt geadelt ist, mit der finanziellen Förderung von Fahrzeugen und Geräten rechnen.

Der Landkreis hat nicht die Sorge, dass Schönefeld die Sicherheit nicht mehr gewährleisten könne. Unter den vielen Menschen, die jetzt und in Zukunft in die Nähe des Airports zögen, seien sicher auch manche zu Feuerwehrdiensten zu gewinnen, merkt Dezernent Wolfgang Schmidt an und weist darauf hin, dass die Feuerwehrausstattung an anderen Stellen des Kreisgebietes weit stärker zu wünschen übrig lasse.

„Im Nordteil des Kreises“, gibt Schmidt zu, „existiert durch Hafen, Autobahnkreuz, S-Bahn und Individualverkehr ein Gefahrenpotenzial, das dem einer kleinen Großstadt gleicht.“ Wenn die Kameraden wegen jeder Ölspur und jeder verirrten Katze alarmiert würden, sinke bei den Arbeitgebern der Wille, sie dafür freizustellen. Eine deutliche Sprache spricht auch die Statistik. Während die Anzahl der Feuerwehrmitglieder von 2005 bis 2009 um vier Prozent auf 4411 sank, stieg die der Einsätze um fast 60 Prozent auf 1787.

„Mit zehn Stützpunkt-Wachen hat nur Potsdam-Mittelmark mehr davon als Dahme-Spreewald, wo immerhin wie im Havel- und Oberhavelland acht eingerichtet wurden“, betont Ministeriumssprecher Wolfgang Brandt. Würde eine neunte Wache hochgestuft, geriete das flächendeckende System in Ungleichgewicht. „Dass aber über Anträge auch aus einem unterversorgten Sektor wie dem Unterspreewald jahrelang nicht entschieden wird, ist trotzdem inakzeptabel“, wendet Lakenmacher ein.

Womöglich werden die Karten jedoch ohnehin bald neu gemischt. In absehbarer Zeit werde das Stützpunkt-System überprüft, kündigt Sprecher Brandt an.