Björn Lakenmacher, MdL

Experte des Bundesamtes warnt vor Gefahren des nächtlichen Fluglärms. hat aber kein Vetorecht

FLUGHAFEN: Ein unterschätztes Risiko

Der Bürgerverein „Leben in Zeuthen“ hatte prominente Gäste zum Forum mit Flughafen-Anwohnern in die Technischen Hochschule Wildau eingeladen. Die Staatsekretärin in Bundesverkehrsministerium, Katherina Reiche, CDU-Landtagsabgeordneter Björn Lakenmacher und René Weinandy vom Umweltbundesamt waren gekommen.

Reiche kritisierte Brandenburgs Landesregierung und die Deutsche Flugsicherung, die mit ihren Plänen gescheitert sei, „Flugrouten umzuordnen, im Glauben, es würde niemand merken“. Bundeskanzlerin Merkel habe sich deshalb kürzlich deutlich für die bisher bekannten Flugrouten ausgesprochen. Bürger sollten weiter auf das Planfestsstellungsverfahren vertrauen können, sagte Reiche. Einem generellen BBI-Baustopp wie von Standortgegnern derzeit gefordert erteilte die CDU-Politikerin aber eine deutliche Abfuhr. „Ich stelle den Flughafen nicht als Ganzes in Frage. Denn es ist möglich, den Flughafen zu betreiben und die Belastungen zu reduzieren.“

Reiche plädierte außerdem für ein Nachtflugverbot zwischen null und fünf Uhr und geringe Belastungen in den Randzeiten. Dieser Meinung schloss sich auch Björn Lakenmacher an, der die Rückkehr zu den „alten Routen“ sowie Vertrauensschutz ins bisherige Verfahren forderte. „Eine klare Aussage des Ministerpräsidenten Platzeck fehlt bis heute“, sagte er.

Einen Schritt weiter ging allerdings Stress-Forscher René Weinandy vom Umweltbundesamt in Dessau. Er ließ keinen Zweifel daran, dass aus gesundheitlichen Gründen ein Nachtflugverbot von 23 bis 6 Uhr, wie es derzeit auch in Berlin-Tegel gelte „sinnvoll“ ist. In einem Referat und auf Grundlage von Studien aus dem Nachtflugbetrieb am Flughafen Köln-Bonn beurteilte er die „Flugstrecken am BBI unter Lärmaspekten“. „Wir untersuchen, ob die vorgelegten Flugrouten unter Fluglärmaspekten mit dem Ziel, den Lärm so gering wie möglich zu halten, optimiert werden können.“ Lärm sei eines der unterschätzten Umweltprobleme. Besonders schädlich sei nächtlicher Lärm, wie Studien zeigten. Im Rhein-Main-Gebiet sei bei 40-jährigen Frauen, die nächtlichem Fluglärm zwischen 23 und 1 Uhr ausgesetzt sind, das Erkrankungsrisiko um 100 Prozent gestiegen, so der Experte.

Das Umweltbundesamt könne allerdings kein Veto einlegen. „Unser Amt wird relativ spät eingeschaltet. Zurzeit haben wir noch keine Unterlagen. Wir rechen damit, dass wir erst ab August genau prüfen können.“

Diese Aussagen stießen auf Unverständnis. „Wie können solche Berechnungen erst erfolgen, wenn der Bau fast beendet ist? Das gehört doch an den Beginn eines Verfahrens“, meinte eine Zuhörerin. Weinandy räumte „Fehler bei der Planung und im Verfahren“ ein. So sei seine Behörde bisher nicht handelnder Akteur im Planungsverfahren gewesen und erst nach neuer Gesetzeslage seit 2007 beteiligt. „Das ist der erste Flughafenneubau überhaupt, den wir begutachten.“ Er behalte es sich vor, unter Umständen den BBI-Flugrouten nicht zuzustimmen.