Der Brandenburger CDU-Landtagsabgeordnete Henryk Wichmann besteht darauf: «Ich bin kein virtueller Abgeordneter.» Gut 90 Minuten zeigt er in «Herr Wichmann aus der dritten Reihe», dem neuen Dokumentarfilm von Andreas Dresen, sein Verständnis von Politik.
Zehn Jahre nach seinem erfolgreichen Dokumentarfilm «Herr Wichmann von der CDU» hatte der Regisseur («Halbe Treppe», «Wolke 9») erneut den Kontakt zu seinem einstigen Protagonisten gesucht. Damals hatte er ihn auf dem aussichtslosen Kampf um ein Bundestagsmandat begleitet.
Seit 2009 sitzt der heute 34-jährige Wichmann im Brandenburger Landtag. Für die Fortsetzung wollte Dresen zeigen, wie sich einer an der Basis in der abgelegenen und strukturschwachen Uckermark abrackert. Ein Jahr lang war er mit der Kamera dabei. Rund 100 Stunden Material kamen zusammen. Am Sonntag erlebte der Film, eine Koproduktion unter anderem mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), auf der Berlinale im Panorama-Programm Premiere. Kinostart ist im Herbst.
Wichmann schüttelt den Kopf beim Kampf gegen die Mühlen der Bürokratie: Mittagspausen sind in der Verwaltung heilig. Die Kamera ist dabei, wenn er sich für einen Radweg einsetzt. Der bedroht nach Ansicht von Naturschützern den Schreiadler, obwohl die Autobahn die Tiere nicht vertrieben hat. Der Abgeordnete rätselt dann, warum ein Zug in einem Ort hält, die Türen aber geschlossen bleiben. Und er gewinnt Verbündete, damit sich das ändert.
Selbst ist der groß gewachsene Mann - seit dem ersten Film vor zehn Jahren mittlerweile verheiratet und Vater dreier Kinder - immer in Eile. Bis zu fünf Stunden ist er am Tag im Auto unterwegs - klassische Musik zur Entspannung. Die Kameraleute Andreas Höfer und Michael Hammon kommen manchmal kaum hinterher.
Festgehalten sind Wichmanns Begegnungen mit Bürgern. Bei Sahnetorte und Kaffee trifft er auf eine resolute Damenrunde. Die Seniorinnen sagen ohne Diplomatie, was sie von der Politik erwarten: rauchenden Hartz-IV-Empfängern das Geld streichen. Er nimmt sich Zeit für Unternehmer, verspricht nichts, will sich aber kümmern. «Ich kann nicht die Welt verändern», sagt er.
Im Landtag lässt Regisseur Dresen miterleben, wie Politik abläuft. Auch die menschliche Seite kommt vor: Während vorn am Pult ein Politiker der rot-roten Landesregierung redet, holt sich Wichmann Rat bei einem Kollegen wegen seines kaputten Autos.
Der Abgeordnete hätte Szenen, die ihm im Nachhinein Bauchschmerzen bereiteten, sperren können. «Das hat er de facto nie gemacht», betont Dresen. Er gibt zu, dass er persönlich der Partei seines Helden nicht nahe steht. Aber er zollt ihm Respekt. Es könnte auch einen dritten Film geben, verrät Dresen gut gelaunt und wüsste auch schon den Titel: «Herr Wichmann aus Bellevue».
[Quelle: Focus]
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