In der Notrufzentrale der Brandenburger Polizei gingen 437 660 Anrufe ein. Jeder vierte musste länger als 30 Sekunden warten, 58 702 legten wieder auf
Potsdam Sie haben Angst, sind in Not, brauchen dringend Hilfe. Doch die gibt es nicht. Fast 60 000 Brandenburger haben im vergangenen Jahr beim Polizei-Notruf wieder aufgelegt. Unter der Nummer 110 ging keiner ran.
Die skandalöse Zahl nennt Brandenburgs Innenministerium in der bislang unveröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der CDU-Fraktion. Danach musste fast jeder vierte der 437 660 Anrufer länger als 30 Sekunden am Notruf-Telefon warten. Genau 58 702 Menschen in Not legten irgendwann den Hörer auf, bevor ein Gespräch zustande kam. 160 am Tag!
Das ist katastrophal, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Lakenmacher (38), der Polizeinotruf ist schließlich kein Infotelefon mit Warteschleifen! Menschen in Not und Gefahr müssen darauf vertrauen können, dass sie schnell einen Helfer erreichen.
Auch die Zeit nach dem Notruf, bis die Polizei eintrifft, wird immer länger. Von 2011 auf 2012 stieg die Einsatz-Reaktionszeit um zweieinhalb auf 26 Minuten und 47 Sekunden.
Lakenmacher: Der Notruf-Skandal ist eine Folge der misslungenen Polizei-Reform. Sieben Einsatz-Bearbeiter in der Potsdamer Notrufzentrale und acht in Frankfurt reichen für 2,4 Millionen Brandenburger nicht aus. Der unhaltbare Zustand muss beendet werden!