Nur jeder fünfte Einbruch wird aufgeklärt
Eine Erfahrung, die in Falkensee viele machen: Es wird eingebrochen, oft am Tag. Im ersten Halbjahr 2013 waren es bereits mehr Einbrüche als im gesamten Jahr zuvor. Kein Wunder also, dass die Diskussionsveranstaltung "Innere Sicherheit" am Montag sehr gut besucht war. Barbara Richstein, CDU-Landtagsabgeordnete, hatte eingeladen und ihren Fraktionskollegen Björn Lakenmacher mitgebracht. Der ist innenpolitischer Sprecher der Fraktion im Landtag und als Kriminalist selbst Fachmann.
Und so legte er auch gleich los, was er als Hauptproblem ansieht: die Polizeistrukturreform. Die sei von der CDU einst angeschoben, aber von der rot-roten Regierung schlecht umgesetzt worden. Von einstmals 8900 Polizisten im Land sollen nur 7000 übrig bleiben. "Zu wenig, um die innere Sicherheit zu sichern", meinte Björn Lakenmacher. Für das Havelland bedeutet der Kurs, dass von 290 Polizeibediensteten Ende des Jahrzehnts nur noch 190 da sind. Hinzu komme im Havelland ein eklatant hoher Krankenstand. Durchschnittlich ist hier jeder Polizist 48 Tage im Jahr krank, das ist fast doppelt so viel wir im Landesdurchschnitt. Die Zahl der Einbrüche im Havelland und in Falkensee ging steil nach oben, die Aufklärungsquote jedoch sank. "Nur jeder fünfte Wohnungseinbruchsdiebstahl wird aufgeklärt", sagte Lakenmacher, der für diese Entwicklung neben Personalmangel auch noch ein weiteres Problem ausmachte: "Die Polizisten in Brandenburg bekommen eine Einheitsausbildung, es werden keine speziellen Kriminalisten ausgebildet." Das Fachwissen sei aber nötig, viele der ‒ etwa noch zu DDR-Zeiten an der Humboldt-Universität ausgebildeten ‒ Kriminalisten gingen in absehbarer Zeit in Rente. Hier müsse sich etwas in der Ausbildung ändern.
Mit Blick auf die umstrittene Reform nannte er drei Forderungen seiner Partei: die Reform in ihrer jetzigen Form stoppen; die Personalentwicklung auf Grundlage von Aufgaben- und Sicherheitsanalysen zu stellen; die Reviere rund um die Uhr offen zu halten und dort nicht Öffnungszeiten einführen.
Mit seinem dynamischen Kurzreferat schob Björn Lakenmacher eine ebenso dynamische Diskussion an. Viele Fragen und viele Statements schwirrten durch den Raum. Viele meinten: "Die Polizei zeigt zu wenig Präsenz." Sie fährt nur noch raus, wenn sie gerufen wird, wie die Feuerwehr gewissermaßen, das reiche nicht. Dem stellte Björn Lakenmacher die aktuelle Situation von Fahrzeugen und Personal gegenüber, im Havelland wären vier Funkstreifenwagen rund um die Uhr unterwegs. Das sei wahrlich wenig bei so einem Flächenkreis wenig.
Was könne man noch selber machen?, wollte eine Finkenkrugerin wissen. Sie hätten sich von der Polizei beraten lassen, hatte nach deren Ratschlägen ihr Haus gesichert und als sie im vergangenen Jahr im Urlaub war, sind die Täter über das Dach eingestiegen, hätten dafür Ziegel hochgehoben und die Dämmung zerstört. Persönliche Einbruchserfahrungen konnten an diesem Abend viele beisteuern, selbst Gastgeberin Barbara Richstein, der schon mal das Handy vom Nachttisch gestohlen wurde, während sie schlief.
Die Fragen der Zuhörer bewegten sich in viele Richtungen: Wie kann das vorhandene Geld intelligent eingesetzt werden? Wie setzen sich die Täter mit Blick auf ihre Herkunft zusammen? Was kann der Bürger tun, mit Blick auf Bürgerwehr? Können private Sicherheitsdienste vorhandene Sicherheitslücken schließen? Wie kann das Ansehen der Polizei erhöht werden, wie kann der Respekt vor den Polizisten erhöht werden? Wie arbeiten Berliner und Brandenburger Polizisten zusammen? Warum sind die Polizisten so viel krank?
Warum hat Brandenburg eine erhöhte Kriminalität bei schwindender Einwohnerzahl? "Der Brandenburger an sich ist nicht krimineller als der Einwohner anderer Bundesländer", versicherte Björn Lakenmacher den Zuhörern, aber die Grenzlage zu Polen und zu Berlin wirke sich zweifellos aus. Eine einfache Lösung gibt es nicht, gute Nachbarschaft und Aufmerksamkeit sind aber sicher ein kleiner Baustein für mehr innere Sicherheit. Von amerikanischen Verhältnissen ‒ wo Reiche sich solche Dienste leisten können ‒ halte er nichts, das machte Björn Lakenmacher deutlich, der einst selbst als Polizist Erfahrungen in Chicago gesammelt hat. Er will, dass der Staat seine hoheitliche Aufgabe des Schutzes der inneren Sicherheit wahrnimmt.
Kurt Jakob aus Brieselang hatte am Montag aufmerksam zugehört, war aber am Ende nicht so ganz zufrieden: "Jetzt haben wir viel gehört, was nicht geht, aber wenig, was geht."
[Quelle: Märkische Allgemeine, Marlies Schnaibel]