Für die Gurke geht es um die Wurst
Der Kreis Dahme-Spreewald auf der Grünen Woche in Berlin
BERLIN -Friedrich Wilhelm beißt zu. Er schmunzelt ob der Geschmacksexplosion und schnell ist auch die zweite Hälfte der Spreewaldgurke in seinem Mund verschwunden. Lutz Habermann, der Vorsitzende des Lübbener Spreewaldvereins, beobachtet die Szene amüsiert. Der (verkleidete) Große Kurfürst – Großvater des Königs-Wusterhausener Schlossherrn – ist auf Habermanns Einladung zur Grünen Woche gekommen.
Mitgebracht hat er seine Gattin Luise Henriette und Jürgen Höhn, den Tourismuschef des Landkreises Oberhavel. Höhn und Habermann haben sich am Stand des Spreewaldvereins auf eine Zusammenarbeit verständigt. „Es ist der Versuch einer Vernetzung“, definiert der Lübbener. Spreewaldgurke und Co. werden im Herbst auf einem Regionalmarkt in Oranienburg vorgestellt und feilgeboten, umgekehrt sind die Oberhaveler mit einem Stand beim diesjährigen Brandenburgtag in Lübbenau am 1. und 2. September dabei. „So etwas wie die Gurke fehlt uns noch“, sagt Jürgen Höhn, bezogen auf ein typisches Produkt, das sich mit dem Landkreis im Norden Berlins verbindet. „Da hat uns der Spreewald etwas voraus.“ Und Lutz Habermann bestätigt: „Die Gurke geht immer, daran kommt kein Spreewaldbesucher vorbei.“
Dasselbe gilt für die Gäste der Grünen Woche. Bernd Schröder, Trainer der Fußballerinnen von Turbine Potsdam und seine Spielerinnen Jennifer Zietz und Yuki Nagasato riskieren neugierige Blicke auf die Gurken, als sie Richtung Bühne gehen – zum Kochduell. Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger, der mit dem Bestenseer Landtagsabgeordneten Björn Lakenmacher durch die Brandenburghalle spaziert, herzt zunächst eine Spreewälderin in Tracht, ehe er die Nahrungsmittel in Augenschein nimmt.
Rund die Hälfte der 125 Spreewaldvereins-Mitglieder sind mit ihren Produkten auf der Messe unterm Berliner Funkturm präsent. Dadurch hat die Gurke auf der Grünen Woche auch zwei Konkurrenten, die neu eingetragene Marken sind und entsprechend exponiert angeboten werden: „Eine Bockwurst mit Gurkengeschmack und einen Schafskäse mit Meerrettichnote.“ Beides dürfen Besucher kosten.
Die kleinen Käselaibe haben eine schwarze Rinde, darunter kommt aber ihre normale helle Farbe zum Vorschein. Ihr Geschmack erinnert zunächst nicht an Meerrettich, eher an Geräuchertes. „Der Meerrettich kommt im Abgang“, verrät der Vereinschef, als spräche er über einen guten Rotwein. Tatsächlich stellt sich das scharfe Aroma ein. Schafskäseproduzent ist ein Bauer aus Kolkwitz-Kackrow. Mit dem Käse gehen die Spreewälder ins Rennen um den Pro-Agro-Marketingpreis, der auf der Grünen Woche vergeben wird.
Eine Produktpremiere hält auch die Brennerei Sellendorf aus Steinreich auf der Messe bereit, den „Roten Adler“, einen „kräftigen Kräuterlikör, wie man ihn schon zur Zeit Friedrichs des Großen brannte“, verrät Firmenchef Klaus Neumann. Das Etikett mit dem märkischen Adler nimmt Bezug darauf, genauso die rote Feder am Flaschenhals. Das Jubiläum des Preußenkönigs hat Neumann im Blick, stolz ist er jedoch auch auf sein eigenes: „Wir sind in diesem Jahr zum 20. Mal bei der Grünen Woche.“ Angefangen haben die Sellendorfer „als Getreidebrennerei mit einem Korn“. Mittlerweile ist die Produktpalette auf 20 geistige Getränke angewachsen. (Von Tanja Kasischke/MAZ)